Am Samstag, den 28. März 2020 ist Friedrich Heller verstorben. Er war Schriftsteller, Journalist, Dichter, ein glühender Anwalt der Lobau, ihr Chronist und ein anerkannter Heimatforscher.
Am 2. April 1932 kam er in Groß-Enzersdorf zur Welt, an der Hauptstraße, gleich gegenüber der Versuchswirtschaft der Hochschule für Bodenkultur. Der „kleine Fritzi“ war ein schmächtiges Kind, seiner Mutter Marianne war Alleinerzieherin.
Die Kindheit in Groß-Enzersdorf und die Nähe zur Lobau prägen ihn zutiefst. Nach dem Krieg zieht er als junger Mann nach Wien, spielt nach einer Lehre als Schriftsetzer in Amateurtheatergruppen und veröffentlicht erste Texte in der Kulturzeitschrift „Neue Wege“, die in jenen Tagen ein Einstiegsportal für junge Literaten war. Ende der 1950er-Jahre ist er an der Herausgabe der Avantgarde-Zeitschrift ,,Alpha – neue Dichtung” beteiligt. 1962 publiziert er in “Eröffnungen. Lyrik, Prosa, Bildende Kunst” an der Seite von H. C. Artmann, Ernst Jandl und Alfred Kolleritsch. Im selben Jahr heiratet Friedrich Heller und kehrt nach Groß-Enzersdorf zurück. Von da an verfasst er auch Hörspiele für den Österreichischen Rundfunk und weiterhin Gedichte, Erzählungen und Bücher. Von 1977 bis 2002 ist er Obmann des Vereins für Heimatkunde und Heimatpflege Groß-Enzersdorf.
Nebenbei erwirbt sich Heller große Verdienste um die traditionelle japanische Dichtkunst des Haiku. 1990 erhält er von Japan einen Preis beim Ersten Internationalen Haiku -Wettbewerb für die deutsche Sprachgruppe. 1995 ist er Herausgeber einer Haiku-Sammlung zeitgenössischer japanischer und österreichischer Autoren – in japanischer und deutscher Sprache.
1975 veröffentlicht er das kleine, aber besonders feine, geradezu essenzielle Buch „Die Lobau – Führer durch Geschichte und Landschaft der Lobau“. Hier beschreibt er auch das Lobaumuseum und seinen Gründer Anton Klein:
„Vor hundert Jahren musste der Landtagsabgeordnete Josef Schöffel den Wienerwald vor gewissenlosen Spekulanten retten. Heute bemüht sich der Bezirksinspektor Anton Klein mit der gleichen Hingabe ein paar Hektar gutes, geliebtes Land zu retten, weil er manche Eingriffe in dieses für die Wiener Bevölkerung lebensnotwendige Naturreservat als kriminell betrachtet.“
Und: „Das österreichische Problem „Lobau“ könnte nur durch die Umwandlung in einen Nationalpark gelöst werden.“
Zum Grundwasserwerk in der Lobau schreibt Heller: „Paradoxerweise wurde das Grundwasserwerk in unmittelbarer Nähe des Ölhafens errichtet, als bereite sich der Mensch bereits zum Training vor, für den Augenblick, da er selbst zur Maschine wird.“
Nachwort: „Möge dieses Bändchen Begleiter durch ein Naturjuwel werden und nicht zum Requiem für eine verlorene Landschaft.“
Anton Klein nannte ihn in diesem Zusammenhang “Herr Heller, der Engel.”
Die letzte Phase seines Lebens musste Friedrich Heller wegen eines Schlaganfalls im Rollstuhl verbringen.
Seine Auszeichnungen:
- Ehrenbürger von Groß-Enzersdorf
- 1973 Literaturförderpreis des Landes Niederösterreich
- 1975 Theodor Körner-Preis
- 1982 Franz Karl Ginzkey-Ring
- 1987 Goldener Verdienstring der Stadt Groß-Enzersdorf
- 1992 Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst
Eine Auswahl seiner Bücher:
- „Neun aus Österreich. Erlebnisse im Dschungel, in der Steppe, im Urwald und in der Eiswüste unserer Heimat“, Jugendbuch, erschienen im Verlag Heimatland, 1971
- „Fast unmögliche Geschichten von übermorgen“, Arndt-Verlag 1972
- „Die Blumenuhr“, mit Otto Feil, St. Georgs Presse, 1973
- „Die Lobau – Führer durch Geschichte und Landschaft der Lobau“, Verlag Gerlach und Wiedling, 1975
- „Fisch und Vogel“, Gedichte, St. Georgs Presse, 1982
- „Marchfeldein“, mit Linolschnitten von Gottfried Laf Wurm, Verlag Die Marchlandpresse, 1982
- „Von Hieb zu Hieb“, mit Linolschnitten von Gottfried Laf Wurm, Verlag Die Marchlandpresse, 1983
- „Bald ist Heilige Nacht. Geschichten von Wünschen, Geschenken und Gaben.“, Verlag Heimatland, 1984
- „Das Marchfeld – bildlich besprochen“, Norbertus-Verlag, 1986
- „Groß-Enzersdorf, Tor zum Marchfeld: ein Führer durch die Stadt, Großgemeinde und Geschichte“, Verlag des Vereins für Heimatkunde und Heimatpflege, Groß-Enzersdorf, 1989
- „Der unmögliche Onkel“, Schelmenroman mit Zeichnungen von Bibiana Wunder, Malek Verlag, 1989
- „Der Himmelfahrer. Leben und Landung des Jean Pierre Francois Blanchard. Ehrenbürger von Calais und Groß-Enzersdorf“, Verlag des Vereins für Heimatkunde und Heimatpflege Groß-Enzersdorf, 1991
- „Das Haiku in Österreich – eine Anthologie“, Verlag Wien St. Georgs Presse, 1992
- “Marchfeldsagen“, mit Tuschezeichnungen von Bibiana Wunder, Verlag Norbertus, 1994
- ,,Jenseits des Flusses”, Haiku-Sammlung zeitgenössischer japanischer und österreichischer Autoren in deutscher und japanischer Sprache, Edition Doppelpunkt, 1995
- „Die Geschichte unserer Stadt Groß-Enzersdorf“, Verlag Stadtgemeinde Groß-Enzersdorf, 1996
- „Das Buch von der Lobau“, Verlag Norbertus, 1997
- „Groß-Enzersdorf einst und jetzt“, Heimat Verlag, 1998
- „Heimkehr in ein potemkinsches Dorf“, Verlag Bibliothek der Provinz, 2003
- „Sagen aus dem Marchfeld und dem östlichen Weinviertel“, Neuauflage mit Herbert Eigner, Sutton-Verlag, 2015
Fotos: Kurt Kracher